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Hermann-Hesse-Bahn: Batteriezüge werden bestellt

Hermann-Hesse-Bahn: Batteriezüge werden bestellt

Sauber nach Renningen

Bürgeraktion: Wichtiger Schritt Richtung Metropolexpress

 Eine gute Nachricht für die Anlieger der Hermann-Hesse-Bahn: Dort werden Elektrozüge im kombiniertem Betrieb mit Oberleitung und Batterie fahren, also leise und abgasfrei. Die Fahrzeuge wird der Landkreis Calw jetzt bestellen. Für die Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn geht die praktische Wirkung des Beschlusses noch viel weiter: Ein schneller Metropolexpress zwischen Stuttgart, Renningen, Calw und Bad Liebenzell als spätere Ausbaustufe rückt aus Sicht der Bahnaktivisten damit entscheidend näher.  

 Die Nachricht liest sich zunächst eher unspektakulär: Bei seiner Versammlung am 10. Mai in Calw hat der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn beschlossen, drei elektrische Triebwagenzüge vom Typ Mireo B für den Zugverkehr auf der Linie Renningen – Calw zu beschaffen. B steht dabei für Batteriebetrieb. Die gut 50 Meter langen zweiteiligen Einheiten können dort, wo die elektrische Oberleitung hängt, also zwischen Renningen und Weil der Stadt, abgasfrei direkt mit elektrischer Kraft fahren. Gleichzeitig werden die Batterien aufgeladen. Die Reichweite mit dem Akku beträgt etwa 80 Kilometer. „Das ist weit mehr als genug, um einen Umlauf pro Stunde hin und zurück auf der Hermann-Hesse-Bahn zu schaffen, die 21 Kilometer lang ist“, rechnet Hans-Joachim Knupfer von der Bürgeraktion vor. Denn zwischen Weil der Stadt und Calw hängt kein Fahrdraht.   

 Von der Standardversion des Mireo für den Betrieb direkt unter Fahrdraht sind schon rund 100 Exemplare in Deutschland im Einsatz, weitere bestellt. Mit Batteriezügen gibt es in Österreich bereits gute reichhaltige Erfahrungen. Mit der Bestellung der drei Züge für Batterieantrieb beteiligt sich der Kreis Calw am Fahrzeugbestand für die Ortenaubahn um Offenburg, die ab Mitte 2023 ihren Verkehr aufnehmen wird. Diese Fahrzeuge mietet der Betreiber des Ortenaunetzes, die Landesbahn SWEG, von der Landesanstalt für Schienenfahrzeuge. Diese gibt die Triebwagen beim Hersteller Siemens in Auftrag und finanziert sie. Die Wartung der Züge erfolgt an den Standorten Offenburg und Freudenstadt. Das hat für den Kreis Calw zwei zentrale Vorteile, wie Knupfer erläutert: „In Calw spart man sich so eine eigene Bahnwerkstatt.“ Damit sei ein lange diskutiertes Problem gelöst. Und man arbeite mit einem erfahrenen Betreiber zusammen, der auch genügend Wagen als Reserve und Verstärkung habe.

 Aus Sicht von Erwin Eisenhardt von der Bürgeraktion eröffnen sich mit dem Schritt der Calwer Kommune zwei ganz wichtige Perspektiven: Zum einen sind die Batteriezüge flexibel einsetzbar, nämlich auch über Calw hinaus als Durchläufer bis Bad Liebenzell oder gar Nagold. Das eröffnet für Einpendler etwa nach Renningen oder Touristen aus Stuttgart in den Bäderkreis Calw neue Möglichkeiten. Zum anderen liegt es nahe, für die Anbindung der Fahrten Richtung Freudenstadt den Bahnknoten Calw Süd zu reaktivieren, mit Gleisverbindungen Richtung Horb und Pforzheim. „So entsteht endlich wieder ein richtiges Streckennetz nach allen Richtungen – dafür haben wir seit über 25 Jahren geworben“, freut sich Hans-Joachim Knupfer: „Wir denken vernetzt – im Gegensatz zur bisherigen Idee einer ’S-Bahn‘ nach Calw, die dort blind enden würde.“  

 Damit eröffne sich für die Zukunftsplanung der gesamten Nordschwarzwaldbahn ein neuer Horizont für eine zweite Ausbaustufe nach der Hermann-Hesse-Bahn: „Die Batteriezüge können als Metropolexpress flink und komfortabel zwischen Tübingen, Stuttgart Tiefbahnhof, Calw und Bad Liebenzell pendeln“, so Erwin Eisenhardt. Damit sei eine bisher diskutierte S-Bahn bis Calw „ein alter Hut.“  Denn für den Metropolexpress mit Battriebetrieb brauche es keine teure Elektrifizierung, weder entlang der Hermann-Hesse-Strecke noch im Nagoldtal. Und die Bahnsteighöhen würden auch überall ohne Umbau passen, von Tübingen bis Nagold. Eisenhardt: „Das kann eine S-Bahn alles nicht.“  Hans-Joachim Knupfer bekräftigt: „Der Metropolexpress ist mit Abstand die beste Lösung.“ Im Altkreis Leonberg hatten sich 2020 bereits mehrere Kommunen für die Anbindung von Leonberg und Weil der Stadt an den Metropolzug ausgesprochen.

Bild: 2018 wurden auf der Nahverkehrsmesse in Berlin die ersten Batteriezüge von Siemens vorgestellt, seither fahren sie bereits in Österreich.
Foto: Achim Uhlenhut (Rechte zur Benutzung erteilt).

 


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