BürgerAktion Unsere Schwarzwaldbahn
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„Und wann fährt die Bahn?“
Reges Interesse bei Tunnelführung

Holger Schwolow (links) vom Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn und Renate Fischer vom Nabu stellten sich im Hirsauer Tunnel den Fragen der Besucher

Calw/Weil der Stadt. „Da hocken sie“! Eine Taschenlampe brachte es buchstäblich ans Licht: Der eigens angebrachte Hohlblockstein im Scheitelpunkt des Tunnelgewölbes beherbergt ein paar winzige dunkle Gebilde. So durften die Teilnehmer der Führung durch den Hirsauer Eisenbahntunnel aus etlichen Metern Entfernung tatsächlich einen Blick auf einige Fledermäuse werfen, die im Moment noch wärmeres Wetter abwarten, bevor sie ihr Winterquartier im 150 Jahre alten Tunnel verlassen. Am vorletzten Freitag des April 2023 hatten die Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (B.A.U.S.) und der Naturschutzbund (Nabu), Gruppe für Calw und Umgebung, zur Besichtigung des Eisenbahnbauwerks eingeladen, unterstützt vom Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn Calw – Weil der Stadt beim Landkreis Calw in Gestalt des Technischen Geschäftsführers, Holger Schwolow. Gut 50 Teilnehmende konnten das plötzlich ordentliche Wetter nutzen, rund 20 weiteren Interessenten musste abgesagt werden. Hans-Joachim Knupfer und Erwin Eisenhardt stellten den Nutzen der gesamten Eisenbahnverbindung Stuttgart – Calw/Bad Liebenzell vor, der sich künftig wieder ergibt, und sie würdigten die einst enorm bedeutsame Rolle der Württembergischen Schwarzwaldbahn als zeitweilige Hauptverbindung Richtung Schweiz und den mühsamen Bahnbau anno 1870.

Renate Fischer präsentierte die Rolle des Hirsauer Tunnels und seiner sonnengewärmten Voreinschnitte als idealen Schwärmplatz für nicht weniger als 13 Fledermausarten – ein Biotop von „nationaler Bedeutung“. Mehrere Tausend Exemplare könnten dort in der Schwärmphase im Herbst gezählt werden. Als Biotop nutzt den Tunnel – genauer gesagt jeweils die ersten etwa 50 bis 80 Meter – immer noch eine dreistellige, wenn auch um einiges niedrigere Zahl von Flugtieren. Holger Schwolow zeigte die Dimensionen der künftigen „Fledermauskammer“ auf, die etwa ein Drittel des Tunnelvolumens einnehmen wird, parallel zum Platz für den Zug. Die druckdichte Wand wird auf beiden Seiten des Tunnels zwischen 80 und 120 Meter hinausgezogen, ebenso eine künstliche Verlängerung der Tunnelröhre. Damit, so Schwolow, wird versucht, die Fledis bereits dort, wo noch kein Tunnelklima herrscht, in Richtung der Fledermauskammer zu leiten: „Wir hoffen, dass die Röhre für den Zug dann für die Tiere weitgehend uninteressant wird, um sich drin aufzuhalten.“ Die Vorversuche zeigen schon erste Ergebnisse, so etwa, dass gewöhnliche Hohlbocksteine vom Baustoffhandel für den Aufenthalt der Tiere offenbar oft interessanter sind als teure Spezialnistkästen aus dem Ökohandel.

Im Anschluss stellten Schwolow und Fischer das 2021 durch den Zweckverband geschaffene Ersatzquartier für die Fledermäuse vor, einige Zuglängen seitlich vom Tunnel entfernt. „Die Tiere sind neugierig und erkunden den Stollen schon – es wird sich zeigen, ob er dann auch als ständiges Winterquartier interessant wird“, so Renate Fischer. Etliche Besucher wollten nicht nur über die Erfahrungen mit den Flugtieren Bescheid wissen, sondern stellten auch technische Fragen zum Bauablauf der Bahnsanierung. Für Genugtuung sorgte die Feststellung von Holger Schwolow, man sei beim Zweckverband nun guter Dinge, dass der Bahnbetrieb wohl im Jahr 2025 eröffnet werden könne. Das entsprach offenbar dem Wunsch der meisten Anwesenden: „Wir freuen uns auf das Zügle, es wird ja auch Zeit!“  Die Akteure der Veranstaltung streben an, dass es im Herbst 2023 nochmals eine solche Führung geben wird – vermutlich die letzte, denn danach beginnt voraussichtlich der Einbau der „Fledermauskammer“, und dann werden die bisherigen Einblicke auf das alte Tunnelgewölbe nicht mehr möglich sein.    

 Text/Foto: kn

 

 
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